Ein floraler Messingdrücker, der wie eine Knospe aus dem Schild wächst, erzählt vom Jugendstil um 1900. Dazu passen geschwungene Oberlichter mit feiner Bleiverglasung und organischen Linien. Butzenscheiben deuten eher auf Historismus, doch die Kombination mit lianenartigen Ornamenten verrät die Übergangszeit. Reibe sanft über die Patina: Echte Altteile fühlen sich warm an, Repliken kühler. Achte auf asymmetrische Klinkenpaare und handgehämmerte Schraubenköpfe – kleine Unregelmäßigkeiten, die Individualität feiern und die industrielle Norm entschieden poetisch unterwandern.
Türblätter der fünfziger und frühen sechziger Jahre sind oft plan, mit zurückhaltenden Stahlzargen und einfachen Glasausschnitten. Die Griffe sind geradlinig, pragmatisch, manchmal bakelitfarben, selten verspielt. Isolierglas kam schrittweise, was Doppelfalze und provisorische Dichtungen erklärt. Unter den Farbschichten verbirgt sich häufig die ursprüngliche, matte Lackierung. Diese Schlichtheit war kein Mangel an Ideen, sondern Ausdruck eines Neubeginns, der Ressourcen schonen musste und Klarheit suchte. Wer genau hinsieht, erkennt subtile Eleganz in Proportion, Lichtführung und leichtem Schimmer gebürsteten Aluminiums.
Ab den späten siebziger Jahren tauchten verspielte Bögen, überhöhte Dreiecke und farbige Inlays auf. Eine Tür darf wieder witzig sein: Messingrosetten, Pastelltöne, kleine Pilaster in Miniatur. Häufig mischen sich robuste Sicherheitsnormen mit leichten Anklängen klassischer Formen, weshalb Profile kräftiger wirken. Schaufensterrahmen setzen kontrastierende Farben ein, um Aufmerksamkeit zu gewinnen. Schau nach betonten Sockelprofilen und bewusst unhistorischen Kombinationen, die ironisch zwinkern. Postmoderne auf Straßenhöhe zeigt sich selten monumental, eher im charmanten Detail, das Alltag mit Zitaten und Humor anreichert.






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